UWE ist in10

Pädagogisches Konzept für das ganzheitliche, lebenslange Lernen am außerschulischen Lernort

UmspannWerk Etzdorf

Inhalt

1. Allgemeines zum UWE
2. UWE ist ….. interkulturell
3. UWE ist ….. inklusiv, diversitätssensibel und barrierearm
4. UWE ist ….. informeller Lernort
5. UWE ist ….. interdisziplinär
6. UWE ist ….. international
7. UWE ist ….. individuell, einmalig und nachhaltig
8. UWE ist ….. innovativ
9. UWE ist ….. informierend
10. UWE ist … inmitten des ländlichen Raums
11. UWE ist … institutions- und generationsverbindend

1. Allgemeines zum UWE

Das Umspannwerk-Etzdorf und das damit in Verbindung stehende Kulturnetznetzwerk UW Etzdorf GmbH ist ein einmaliger Ort des außerschulischen Lernens,

  • der verschiedene Kulturen zusammenbringt,der Bildung und Lernen inklusiv versteht,
  • der Fachdisziplinen verbindet,
  • der auch ein Ort ist, an dem informelles mit formelles Lernen verschmelzen,
  • der Menschen mit internationalem Background in einem Haus zusammenbringt und für ein weltoffenes, demokratisches Miteinander steht,
  • der innovative künstlerische und kulturelle Ausdrucksformen bietet,
  • der über die Synergien der Kunst mit Bereichen wie der Industrie, Wirtschaft und Politik informiert,
  • der den ländlichen Raum nachhaltig stärkt und dabei
  • Institutionen jeglicher Art aber vor allem auch Generationen verbindet.

Deshalb ist UWE in10, was im Folgenden kurz erläutert wird.

2. UWE ist … interkulturell

Als interkulturell versteht sich das UWE auf zwei Weisen. Erstens weil es weltoffen ist für alle Menschen, unabhängig von ihren ethnischen Wurzeln, religiösen Einstellungen, ihren Muttersprachkontexten oder ihrer sozialen und geografischen Herkunft. Das Leitprinzip des UWE lautet: Jeder ist willkommen und darf hier einen Platz finden, um mit Menschen und ihrer kulturellen Vielfalt ins Gespräch, den Austausch und die Kooperation zu kommen. Demokratie, Partizipation und Dialog sind dabei zentrale Grundwerte, für die das UWE einsteht.

Zweitens ist das UWE ein Ort, der das Potenzial jedes einzelnen Besuchers auf sehr unterschiedliche, individuelle Weise anspricht. Nach dem Motto, „jeder darf seinen künstlerischen Ausdruck finden“, eröffnet es durch die Bereitstellung verschiedener Materialien, Farben, Flächen und künstlerischer Techniken, dass jede und jeder seine Form des künstlerischen Wirkens finden kann. Dabei ist es nicht nur auf die künstlerisch-ästhetische Bildung fokussiert, sondern auch auf die Kombination mit z. B. sprachlichen, musischen, physikalischen und chemischen sowie technischen und mathematischen Ausdrucksformen. Sie dürfen überrascht sein auf das Potenzial, das sich in unserem Haus entfaltet.

3. UWE ist … inklusiv, diversitätssensibel und barrierearm

Ein besonderes Anliegen des UWE ist das weite Verständnis von Inklusion. Dabei geht es darum, dass jedem Kind, jedem Jugendlichen und jedem Erwachsenen, der zu uns kommt, individuelle Möglichkeiten geboten werden, sich gemäß seiner Stärken, seiner individuellen Potenziale und seiner Ressourcen auszuprobieren. Unabhängig vom Alter oder Entwicklungsstand, den biografischen und sozialen Hintergründen: Im UWE ist jeder willkommen und hier darf sich jeder ausprobieren. Jeder darf bei uns seine Inspiration für den kreativen Ausdruck und seine persönliche Weiterentwicklung finden. Dazu werden individuell passfähige, d. h. auf die Ausgangslage des Einzelnen zugeschnittene Angebote vorbereitet, welche eine Vielfalt an Materialen, Techniken, Zielstellungen und individuellem Support während des Aufenthalts bereitstellt. Individuelle Bedarfe und bspw. sprachliche Zugänge werden berücksichtigt.

Durch die Kunst und den künstlerischen Ausdruck kann zum einen eine Phase des intensiven konzentrierten Tuns erzielt werden (Maria Montessori), was die Anregung neuer kognitiver Aktivitäten, des Loslösens von eingeschliffenen Routinen und Denkmustern schafft. So werden Impulse für die eigenen, individuellen Zielsetzungen der Persönlichkeitsentwicklung gesetzt.

Zum anderen kann sowohl das künstlerische Handeln wie auch der Dialog darüber zum Abbau von Ausgrenzung und der Festigung des Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühls führen. Die Erfahrungen der Selbstwirksamkeit, der Selbstbestimmtheit und des Kompetenzerlebens sind die tragenden Säulen des pädagogischen Konzepts.

4. UWE ist … informeller Lernort

Als Lernort trägt das UWE dazu bei, dass informelles Lernen und formelles Lernen im UWE verschmelzen. Je nachdem, welche Altersgruppe zu uns kommt und welche Zielstellungen z.B. mit dem Besuch verbunden sind, bereiten wir als Team individuelle Angebote vor (lehrplanbezogen möglich) – angepasst an die Dauer des Aufenthalts. Möglich sind dabei eintägige Aktivitäten bis hin zu einer gesamten Projektwoche im Haus samt Unterkunft und Verpflegung. Auf der einen Seite ist das UWE dazu geeignet, fächerverbindende Projekte umzusetzen. In der inhaltlichen Zusammenarbeit mit den Lehrkräften der Schule und der einzelnen Fächer können zum Beispiel in einer einzigartigen Weise die Inhalte der Schulfächer Kunst, Mathematik, Deutsch, Ethik/Religion, Physik, Chemie, Wirtschaft, Technik, Geographie bzw. Sachunterricht, Geschichte, Musik und Informatik verbunden werden. Beispiele hierfür sind der Bau und die Gestaltung von Bauwagen oder von Plastiken sowie die künstlerische Gestaltung von Grafities unter dem Einfluss unterschiedlicher Musikgenres. Damit wird ein tiefgreifendes Verständnis für die Wechselwirkung von Fächern und Fachkulturen sowie der Notwendigkeit ihrer Verknüpfung in Alltag und Beruf geschaffen.

Auf der anderen Seite bietet das UWE einen Erfahrungsraum, der das soziale, kooperative Lernen mit einem hohen Grad an Individualisierung verbindet. Unter Rückgriff auf künstlerische Praktiken werden die Bedeutung des kooperativen und demokratischen Miteinanders sowie die Bedeutung für mannigfaltige Ausdrucksformen in einer demokratischen Gesellschaft erschlossen. Toleranz, Wertschätzung, Empathie und Akzeptanz werden gelebt und gestärkt. Aber auch der Dialog über die Kunst und das selbst Geschaffene bieten Zugänge der Biografiebearbeitung und -bewältigung zur Entwicklung von Resilienz im Leben.

Im Geiste Pestalozzis wird im UWE das Lernen ganzheitlich und weit betrachtet: Mit Kopf, Herz und Hand wird nicht nur das persönliche Werk durch jeden Besucher geschaffen, sondern auch die Grundlage für die eigene Lebensbewältigung, die Stärkung jedes Kindes/jedes Jugendlichen als wertvoller Baustein unserer Gesellschaft gelegt. Darüber hinaus wirken die gemeinsame Arbeit und Gestaltung unter den Peers, aber auch zusammen mit den Begleitpersonen als teambildend und stärken das Gemeinschaftsgefühl sowie z. B. die Lehrer:in-Schüler:in-Beziehung.

Eine geplante Ergänzung als Rahmung des Aufenthalts ist die tiergestützte Pädagogik
(Konzept in Erarbeitung).

5. UWE ist … interdisziplinär

Das Team des UWE besteht aus sehr unterschiedlichen Personen und Persönlichkeiten, die diesen Ort so besonders machen. Hauptberuflich und im Ehrenamt engagiert sich eine Vielzahl von Menschen hier für das lebenslange Lernen unserer Besucher:innen. Beispielsweise zählen dazu eine Vielzahl internationaler Künstler:innen, wie z. B. Guido Günther, Philipp Eichhorn, KeraOne, Loomit, Zone56, aus (Berlin/Chemnitz/Leipzig/Halle/München) aber auch Grafikdesigner:innen, Ingeneur:innen aus versch. Branchen, Sozialpädagog:innen und Pädagogen, Lehrer:innen, Architekt:innen, Unternehmer:innen ebenso wie Menschen, die im Bereich Facility Management, Verwaltung oder beim Zoll beschäftigt sind. Damit kommt hier auch eine Vielfalt an Menschen mit unterschiedlichen biografischen Kontexten zusammen, die sich gemeinsam dafür stark machen, neue kulturelle Erfahrungen zu machen und die individuellen Bildungsprozesse zu unterstützen.

Nicht nur durch das Mitwirken dieser Personen, sondern auch durch die vielfältigen Möglichkeiten vor Ort, kommen Aspekte und Perspektiven verschiedener Berufsgruppen und Berufe in den Bildungsangeboten zusammen. Daraus entstehen Synergieeffekte für eine mehrperspektivische Betrachtung und eine Ganzheitlichkeit der Bedeutung des kulturellen Ausdrucks. Darüber hinaus pflegt die Kulturzentrum UW Etzdorf GmbH teils mehrjährige Kooperationen mit verschiedenen Einrichtungen und Kulturstätten, wie bspw. dem Chemnitzer Industriemuseum oder dem Team des FabMobil für naturwissenschaftliche Experimente.

6. UWE ist … international

Durch die Vielzahl an Personen, die im UWE mitwirken, können die Angebote auch durch zahlreiche Sprachen begleitet werden. Darunter fallen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch oder Holländisch. Damit ist das UWE auch als Standort für Projektwochen im Rahmen von ERASMUS-Projekten oder anderen Schüleraustausch-Aktivitäten von Schulen geeignet.

7. UWE ist … individuell, einmalig und nachhaltig

Aktuell gibt es verschiedene Maßnahmen, um das Umspannwerk Etzdorf als Bildungs- und Kulturraum nachhaltig zu gestalten. Ein erster wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Nach- und Neunutzung des Objektes, nachdem es vor etlichen Jahren für den ursprünglich angedachten Zweck – die Stromversorgung der Region – nicht mehr verwendet werden konnte. Unter Beachtung des Denkmalschutzes ist es uns als Team jedoch gelungen, Altes mit Neuem zu kombinieren. So wurde die ursprüngliche Bausubstanz erhalten bzw. wieder instandgesetzt und eine neue hochmoderne Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert. Nach und nach werden Räume geschaffen, in denen Künstler:innen, die zu Gast im UWE sind, eine Übernachtungsmöglichkeit finden und individuell ihrem Gestaltungsrhythmus nachgehen können, ohne an feste Öffnungs- oder Schließzeiten gebunden zu sein. Kreativität und individuelle Bildungs- und Schaffensprozesse lassen sich nicht an Uhrzeiten festmachen, deshalb ist das UWE stets ein offener Raum in mehrfacher Hinsicht.

Im Gebäude und in den Außenflächen befinden sich riesige Lagerkapazitäten, die es ermöglichen sämtliche vielfältige Materialien bereitzuhalten. Die Überbleibsel der lebhaften Vergangenheit des Umspannwerks sind technisch höchst interessant. Sie selbst können zum Gegenstand der inhaltlichen und künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Ort, aber auch mit den technischen Wunderleistungen gemacht werden. Perspektivisch ist geplant, E-Bike-Ladestationen, eine kleine Verkaufsstelle für Durchreisende und Gäste mit nachhaltig angebauten Lebensmitteln der Region sowie nachhaltig gebaute Unterkünfte auf dem angrenzenden Grundstück für Übernachtungen anzubieten. Damit wird der Aufenthalt im UWE zunehmend ganzheitlich und nachhaltig. An entsprechenden Konzeptionen wird derzeit gearbeitet.

8. UWE ist … innovativ

Inzwischen ist das UWE selbst zu einem einzigartigen Ort geworden, der Künstler:innen aus verschiedenen Genres zusammenbringt. UWE gewinnt überregional zunehmend an Bedeutung und ist ein Anziehungspunkt für die Menschen der Region und darüber hinaus geworden.

Im UWE wird Industrie- und Wirtschaftsgeschichte, Kunst und Kultur, Technik wie auch Soziales, Analoges und Digitales in einer unvergleichlichen Art zusammengeführt. Neben der architektonischen Meisterleistung seiner Erbauer:innen kommt nun in der Moderne des 21.Jahrhunderts eine neue Nutzungsmöglichkeit zum Vorschein: Im Gebäudekomplex wird ein Bildungs-, Schaffens- und Veranstaltungsort initiiert, der so individuell und anpassungsfähig ist wie seine Besucher:innen. Das UWE befindet sich im Wandel und findet zusammen mit seinen Gästen neue innovative Ansätze in Kunst, Kultur, Technik und dem gesellschaftlichen Miteinander.

9. UWE ist … informierend

Geplant ist, dass zeitnah Informationstafeln auf dem Gelände aufgestellt werden, die über die kulturelle Vielfalt, die Geschichte des Ortes, die Förderer und Kooperationspartner informieren. Zudem ist ein Lernpfand geplant, der als Projekt zum Beispiel mit Schulklassen zusammen auf mehreren Sprachen gestaltet werden kann.

10. UWE ist … inmitten des ländlichen Raums

Der ländliche Raum ist ein wichtiger Aspekt im Gesamtkonzept des UWE, sowohl in pädagogischer als auch in kultureller und künstlerischer Form. Die Sozialraumanalyse zeigte, dass kreative Räume und Angebote zumeist nur in weiter Entfernung des Striegistals vorhanden waren. Die Gegend zwischen Chemnitz, Leipzig und Dresden war damit bislang sprichwörtlich abgehangen von entsprechenden Angeboten. Dass das auch Auswirkungen auf die Zufriedenheit der in der Region lebenden Menschen sowie ihren Einstellungen zu demokratischen Gesellschaftsstrukturen hat, ist hinlänglich bekannt. Das UWE leistet einen entscheidenden Beitrag dazu, diese Region und ihre Menschen wieder anzusprechen, sie abzuholen und sinnvolle Beschäftigungen und Freizeitaktivitäten zu initiieren. Der enorme Ansturm und die Höhe der Besucherzahlen zum letzten UWE Festival im Mai 2024 belegen, dass das UWE als Kulturzentrale der Region angenommen wird. Das Engagement des Teams gilt der Stärkung dieser Region und der Eröffnung neuer Wirkungs-, Selbstwirkungs- und Erfahrungsräume von Jung und Alt.

11. UWE ist … institutions- und generationsverbindend

Den Inklusionsgedanken noch einmal aufgreifend muss betont werden, dass sich das UWE auch als Ort versteht, an dem generationsübergreifend kooperiert werden kann. Alt und Jung finden hier ihren Platz, aber vielmehr noch ihren Dialog. Das ist unter dem Gesichtspunkt einer alternden Gesellschaft und eines Shifts zur Technisierung der Gesellschaft sowie des dynamischen Wandels in der Welt von einer großen sozialen Bedeutung. Damit übernimmt das UWE auch die Verantwortung dafür, einen Beitrag zur Stabilisierung der Gesellschaft, zum Dialog der Generationen sowie zur Vermittlung des Gefühls der Sicherheit und des Angenommenseins zu leisten. In unruhigen und international instabilen Zeiten ist das eine Aufgabe von höchster Priorität. Aus diesem Grund ist ein weiteres Ziel des Teams, Bildungsangebote und Workshops derart zu schaffen, dass Menschen unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen Institutionen zusammenkommen und kooperativ arbeiten können. Denkbar sind u. a. die Kooperation von Grund- und weiterführenden Schulen mit der ortansässigen Kita, aber auch mit Berufs- und Fachschulen oder Hochschulen aus Sachsen. Ebenso mit den vor Ort lebenden Senior:innen. Hierfür laufen beispielsweise erste konzeptionelle Pläne für die Lehrer:innenbildung und für den Masterstudiengang Professionalisierung frühkindlicher Bildung an der Universität Leipzig.

Impressum

Dieses pädagogische Konzept wurde für die Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten und weiteren bildungsbezogenen Institutionen erarbeitet. Es bildet die Grundlage für die pädagogische Arbeit der Kulturnetzwerk UW
Etzdorf GmbH (UWE).

KulturNetzWerk UW Etzdorf GmbH
Brühl 67, 09111 Chemnitz

Tel.: +49(0)371 300 312
Mobil: +49(0)178 41 55 049
Mail: kulturnetzwerk[at]rebel-group.de
URL: http://uw-etzdorf.de/

Filiale Mittelsachsen:
Waldheimer Straße 81,
09661 Striegistal
Tel.: +49(0)34322 69 45 12
Geschäftsführer: Guido Günther
Sitz: Chemnitz, Brühl 67, 09111 Chemnitz
Gerichtsstand: Amtsgericht Chemnitz
HRB: 32833

Stand: Juni 2024
Pädagogisches Konzept: Dr. Beatrice Rupprecht

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